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Kiefer

Größere geschlossene Waldbestände an Kiefern (Pinus sylvestris), wie sie häufig im Hardt-Wald und in der Rheinebene auf sandigen, mageren Standorten vorkommen, sind das Ergebnis einer sich über Jahrhunderte erstreckende Nutzungsgeschichte des Waldes. Ohne menschliches Zutun würden wir die Kiefer nur an Extremstandorten wie auf Felsen, an Moorrändern oder auf sehr nährstoffarmen und trockenen Sandböden vorfinden.

Kiefer

Kiefern im Winter

 

An diese Standorte ist die Kiefer hervorragend angepaßt: z.B. auf wasserdurchlässigen, sandigen Böden kann die Kiefer dank einer tiefgehenden Pfahlwurzel auch noch tiefere feuchte Bodenschichten erreichen und Stürme standfest überstehen. Sommerniederschläge können durch ein oberflächennahes Feinwurzelsystem aufgenommen werden. Über 50 Pilzarten unterstützen die Kiefer bei der Nährstoff- und Wasseraufnahme (Mykorrhiza).

Ein weiterer Pluspunkt im Kampf gegen die Trockenheit stellen die widerstandsfähigen und robusten Nadelblätter dar. Durch eine dicke Cuticula mit Wachs-, Harz-, oder Kalküberzügen, durch zusätzliche stabilisierende Zellschichten sowie durch versenkte Spaltöffnungen, sind die 2-3 Jahre alten Nadelblätter an trockene Phasen im Sommer und Winter bestens angepasst.

Leider muss die Kiefer für diese spezielle Anpassungen einen hohen Preis im Wettbewerb mit anderen Baumarten zahlen: langsames Wachstum.

Auch ist die Kiefer sehr anfällig gegen Schädlinge (Insekten und Pilze) und Parasiten wie die Mistel. Im Verlauf einer natürlichen Waldentwicklung würde die Kiefer letzendlich von anderen, schneller wachsenden Arten - wie der Buche - auf ihre Extremstandorte zurückgedrängt. Wie erklären sich dann die großen Kiefernbestände in unserer Region?

 
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Kiefern im Flugsandgebiet (NSG Frankreich)

Erst die Eingriffe des Menschen im Mittelalter ermöglichten der Kiefer eine starke Ausbreitung. Durch den hohen Bedarf an Brenn-, Bau- und Werkholz kam es zu Kahlschlägen und Verlichtungen des Waldes. Diese Chance hat die lichtliebende Kiefer genutzt und als Pionierpflanze die offenen Waldgebiete erobert. Als Holzkohlelieferant für Köhlerereien und zur Wiederaufforstung wurde die Kiefer zudem gezielt auf sandigen oder nährstoffarmen Standorten angebaut.

  Kiefer

Kiefern auf der Oftersheimer Sanddüne

Neben dem Harz zählen die ätherischen Öle zu den wichtigsten Inhaltsstoffen der Kiefer. Aus Kiefernnadeln, jungen Kiefernsprossen und dem Harzbalsam werden entsprechende Präparate zur inneren und äußeren Anwendung verarbeitet und bei Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. In Kombination mit weiteren ätherischen Ölen gibt es diverse Handelsmarken wie z.B. das Pinimenthol.

Die Bachblütentherapie kennt mit der schottischen Kiefer eine Verwandte der europäischen Kiefer als Blütenessenz "Pine". Sie soll bei Menschen helfen, die unter Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und labilem Selbstwertgefühl leiden.

Übrigens, im Mittelalter war das Kiefernholz das bevorzugte Beleuchtungsmittel in den Wohnstuben. Durch den hohen Harzgehalt des Kiefernholzes brannte der Kienspan heller und gleichmäßiger als andere Holzarten. Teure Wachskerzen konnten sich nur die Wohlhabenden leisten.

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Männliche (kl. Bild) und weibliche Blüten